Teebaumöl: Wundermittel aus den australischen Hausapotheken

Teebaumöl: Wundermittel aus den australischen Hausapotheken
Teebaumöl: Wundermittel aus den australischen Hausapotheken
 
Der Teebaum (Melaleuca alternifolia) wächst in Australien und auf Tasmanien. Aus seinen Blättern wird das Teebaumöl gewonnen, das krankheitsverursachende Mikroorganismen bekämpft, dabei aber die Haut und die Schleimhäute nicht angreift. Es wird deshalb als sehr wirksames, aber dennoch mildes Desinfektionsmittel sehr vielseitig eingesetzt.
 
 Der Teebaum
 
Der Teebaum (Melaleuca alternifolia) ist ein bis zu sieben Meter hoher Baum mit kleinen, schmalen, nadelartigen Blättern. Der Stamm ist unten schwarz und oben weißlich und hat dem Baum zu seinem botanischen Namen verholfen (Melaleuca: griechisch mélas = schwarz; griechisch leukós = weiß). Die Blüten des Teebaumes ähneln cremefarbenen bis gelben Flaschenbürsten, aus denen sich kleine hölzerne Kapselfrüchte entwickeln. Er gehört zur Familie der Myrtengewächse (Myrtaceae), der auch die über 200 Eukalyptusarten und der Gewürznelkenbaum angehören und innerhalb dieser Familie zur Gattung der Melaleucaceae. Seine Heimat ist das Sumpfland Ostaustraliens. Als Kapitän Cook mit seiner Mannschaft 1770 an der Küste Australiens landete, ließ er aus den Blättern des Baumes einen Ersatztee kochen, der würzig schmeckte und zudem noch heilsam war. Er nannte den für Europäer neu entdeckten Baum »tea tree«, auf Deutsch: Teebaum. Für die Australier, die Aborigines, war der Teebaum nichts Neues. Der Stamm der Bundjalung aus dem heutigen Neusüdwales kannte die Heilkräfte der Teebäume, die bei ihnen in großer Zahl wuchsen, genau. Sie behandelten mit den Blättern des Baumes Schnittverletzungen, Wunden und Hautinfektionen aller Art. Mit der Zeit wurden auch die europäischen Einwanderer in Australien auf diese Eigenschaften des Teebaumes aufmerksam, und 1925 untersuchte A.-R. Penfold aus Sydney die Inhaltsstoffe des Baumes und deren Wirkungen systematisch.
 
 Die Inhaltsstoffe des Teebaumöls
 
Der Wirkstoff des Teebaumes ist das Teebaumöl (englisch: tea tree oil), das hauptsächlich in den Blättern des Baumes enthalten ist und aus ihnen durch Wasserdampfdestillation in reiner Form gewonnen wird. Es handelt sich dabei um eine einzigartige Mischung aus ätherischen Ölen, deren Geruch an den recht angenehmen Geruch des echten Terpentinöls erinnert. Ätherische Öle sind leicht flüchtige organische Verbindungen, die in Pflanzen vorkommen, sich aus C-5-Einheiten (Isopreneinheiten) aufbauen, allesamt sehr angenehm duften und vor Mikroorganismen schützen. Typische Vertreter der ätherischen Öle sind das Lavendelöl, das Menthol, das Rosenöl, das Eukalyptusöl und das echte Terpentinöl. Das Teebaumöl wirkt stark antibakteriell, antimykotisch und antiviral (gegen Bakterien, Pilze und Viren), stimuliert das menschliche Immunsystem und reizt dabei die Schleimhäute nicht. Es besteht aus über 80 verschiedenen organischen Substanzen. Die wichtigste Wirksubstanz ist dabei das Terpinen-4-ol. Die folgende Tabelle gibt die Hauptwirkstoffe des Teebaumöls an.
 
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| Inhaltsstoff           | Gehalt in % (nach ISO 4730)      |
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| Terpinen-4-ol        | mindestens 30                          |
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| alpha-Pinen          | 1-1,6                                        |
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| Sabinen               | Spuren bis 3,5                           |
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| alpha-Terpinen      | 5-13                                         |
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| Limonen               | 0,5-4                                        |
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| 1,8-Cineol            | 0-15                                         |
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| T-Terpinen           | 10-28                                        |
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| Terpinolen            | 1,5-5                                        |
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| p-Cymen              | 0,5-12                                       |
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| Aromadendren      | Spuren bis 7                             |
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| alpha-Terpineol     | 1,5-8                                        |
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| Globulol               | Spuren bis 3                             |
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| Viridiflurol             | Spuren bis 1,5                           |
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 Einsatzmöglichkeiten für das Teebaumöl
 
Die überragenden desinfizierenden Eigenschaften des Teebaumöls (es wirkt fünfmal stärker als gängige Desinfektionsmittel) und seine schmerzlindernde Wirkung sorgten dafür, dass es ab den 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts in fast jeder Erste-Hilfe-Ausrüstung vertreten war. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es durch billigere synthetische Mittel verdrängt.
 
In Australien fehlt das Teebaumöl in kaum einer Hausapotheke. Die antiseptische Wirkung des Öls führt zu keinerlei Reizung der Schleimhäute oder der Haut, es lindert Schmerzen, hält Insekten fern, und diese einzigartige Kombination von Eigenschaften lässt das Teebaumöl zu einem universalen Medikament werden. Teebaumöl kann u. a. wie folgt eingesetzt werden:
 
1.) Unverdünntes Teebaumöl
 
Zur Desinfektion kleinerer Schnitt-, Schürf- und Brandwunden (führt zu keinem Brennen auf der Haut), bei Herpes, Insektenstichen, Ausschlägen, Hautunreinheiten, Pickeln, Furunkeln, Karbunkeln, Warzen (gutes Durchdringungsvermögen in der Haut), Mundgeschwüren, Zahnfleischentzündungen, Juckreiz, Fußpilz und anderen Pilzerkrankungen, Blasen, zur Therapie von Kopfläusen und Nissen und als Mittel, um Insekten fern zu halten. Zecken fallen nach kurzer Zeit ab, wenn sie mit Teebaumöl beträufelt werden.
 
2.) 1 Teil Teebaumöl in 10 Teilen kaltgepresstem Pflanzenöl
 
Erwärmt einmassieren bei Arthritis, Muskelschmerzen und Muskelkater. Auf kleine Wundstellen und bei Sonnenbrand kalt auftragen. Zum Einträufeln bei Ohrenschmerzen
 
3.) 5 bis 10 Tropfen Teebaumöl in einem Glas Wasser
 
Zum Gurgeln bei Halsschmerzen, Raucherhusten und Mundgeruch
 
4.) 10 Tropfen Teebaumöl in zwei Liter heißem Wasser
 
Zum Inhalieren bei Erkältungen und als Gesichtsdampfbad
 
5.) 5 Tropfen Teebaumöl ins Badewasser
 
Zur Linderung von Erkältungen
 
6.) 10 Tropfen Teebaumöl auf eine Schüssel Wasser
 
Als Fußbad gegen wunde Füße und Fußgeruch
 
7.) 5 Tropfen Teebaumöl auf eine Packung mildes Haarshampoo
 
Hilft gegen Schuppen und dient der Haarpflege.
 
8.) 3 bis 5 Tropfen Teebaumöl auf 1 Liter Wasser
 
Zur allgemeinen Desinfektion und zur Schimmelbekämpfung in feuchten Räumen
 
9.) Einige Tropfen mit der Zahncreme vermischt
 
Gegen Karies verursachende Bakterien
 
10.) Einige Tropfen Teebaumöl in heißem Wasser
 
Zur Aromatherapie
 
Bei all diesen Anwendungen wird das Teebaumöl nur äußerlich angewendet. Vor einer innerlichen Anwendung sollte ein Arzt konsultiert werden. Neben diesen nicht klinischen Anwendungen wird Teebaumöl seit Beginn der 80er-Jahre auch in der Gynäkologie verwendet, und zwar gegen vaginale Hefepilze (Candida albicans) und gegen Scheidenentzündungen (z. B. durch Trichomonas vaginalis verursacht), da es die Schleimhaut nicht reizt. Das Teebaumöl ist, wie man sieht, sehr vielseitig einsetzbar, und sein Potenzial ist längst noch nicht ausgeschöpft.
 
 
Carl-Michael Diedrich und Anne Simons: Das Teebaumöl-Praxisbuch. Bern 91997.
 Nicole Schänzler: Teebaumöl. München 1997.
 Jean Pütz und Walter Boehres:Tausendsassa Teebaumöl. Köln 1998.
 Eva Hanke und Ernst Wegner: Teebaumöl. München 1999.
 Sven-Jörg Buslau und Corinna Hembd: Teebaumöl. Die kleinste Hausapotheke. München 2000.

Universal-Lexikon. 2012.

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